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Die Barbaren sind längst unter uns. (Über)Leben in Zeiten wie diesen Nr. 11

Einleitendes.

Jetzt hab ich über ein halbes Jahr in meinem Blog geschwiegen. Zuviel der andern Arbeiten drängten sich vor. Nach drei Lockdowns und einer Corona-Erkrankung, die noch nach acht Wochen ihr Spiel mit uns, Barbara und mir treibt, und zeigt, dass die Langwirkungen erbärmlicher sind, als man sichs je gedacht hätte.
Nach der Zeit des langen Nachdenkens schien es mir an der Zeit, dass ich mich vielleicht doch wieder mit meinen bescheidenen Gedankengänge einbringe. Es tut weh, was sich gesellschaftlich abspielt und es schmerz, in welch schnellen Tempo gefestigt geglaubte kulturelle und demokratische Errungenschaften den Bach hinunter gehen.
Dazu schweigen – das war mir in den vergangenen fünf Jahrzehnten nicht gegeben, warum dann jetzt, oder? Vorlaut zu sein und sich Wichtig nehmen, das liegt mir nicht, zuviel der Minderheit ist in mir, das mich bremst und dann eher patschert erscheinen lässt und – da ist die Konkurrenz der Selbstdarsteller*innen auch zu groß, der ich mich nicht unbedingt stellen brauch.
Mich aber zu Fragen zu Wort zu melden, wenn die Wegkreuzungen ein Vorangehen vernebeln und wenn Zweifel überhand nehmen, interessiert mich schon eher und vielleicht kann ich auch – aus meinen drei großen Scheiterungen der vergangenen Jahrzehnte – die eine oder andere Sichtweise einbringen, die in den Zentren, bei den selbstverliebten Salons und den Verweigerern aller Schattierungen gerade nicht ins Augenmerk genommen werden. Oder auch nur, weil es mir auffällt, weil ich dazu eine Haltung einnehme, für die ich stehe und mich in meinen Sprachen einsetze.

Zunehmend gehen mir die Wadelbeißereien, das Schlechtmachen in Permanenz, das sich Wichtigmachen, das Besserwissen u zugleich nichts zur Veränderung Brauchbares vorzuschlagen auf den Nerv. Interessant ist, zu beobachten, wer das meiste Fett abbekommt: Die, Grünen, dann Personenen wie Anschober u. Kogler; weniger die Roten u Neos, weniger schon die Blauen und am Wenigsten die Türkisen.

Schaut man sich jedoch die gesellschaftliche Verantwortung an, ist es wohl umgekehrt. Aus dieser Realitätsverschiebung herauszufinden, die eine Sackgasse ist und die verantwortlich ist, dass still und seicht die konservativen u reaktionären neuen Gedankeninhalte Wurzeln schlagen, wäre eigentlich die drängende Aufgabe,  wollen wir nicht in einer inhumanen, demokratiefremden und -feindlichen Wirklichkeit aufwachen. Dafür wird Hirnschmalz u nicht nur Spucke, dafür wird Dialog und nicht nur Parteizugehörigkeit und -hörigkeit verlangt, dazu ist nicht nur objektive Meinung, sondern individuelle Haltung erforderlich und die zwingende Selbsthinterfragung von Nöten, um wieder einen gesellschaftlichen Raum von Achtung und Würde zu errichten.

Alteingefahrene und verschlissene Methoden greifen nicht mehr,  falsche Antworten deprimieren. Wie es war, bleibt es nicht. Nur, wie es sein wird, hängt wohl davon ab, ob man sich aus der Zone der  selbstbefriedigenden Privilegien heraus beginnt dagegen einen Damm zu bauen und zur Neugestaltung des friedlichen Zusammenlebens übergeht.

Man brauch es eigentlich nur zu tun. Der friedlichen Zukunft und der Achtung willens. Alles andere, von Hass bis Krieg, das hat uns das 20. Jahrhundert schmerzlich und nachhaltig vor Augen gefüht, hat die Seelen zerfressen. Das Zerstörende wächst und verbeitet sich, wie von selbst. Und: Die Barbaren sind längst unter uns.


Ein Gedicht:


Konstantinos Kavafis
Warten auf die Barbaren

Worauf warten wir, versammelt auf der Agora?

Es heißt, die Barbaren kommen heute.

Warum diese Untätigkeit des Senats? Was sitzen die Senatoren / herum und verabschieden keine Gesetze?

Weil die Barbaren heute kommen. / Was für Gesetze sollen die Senatoren noch machen? / Wenn die Barbaren da sind, werden sie die Gesetze machen.

Weiterlesen bei Gerda Kazakou

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